“Kingsman: The Golden Circle” glänzt zurecht

“Kingsman: The Golden Circle” glänzt zurecht

Das geht ja gut los: Während Agenten-Altvater James Bond sich in seinem jüngsten Abenteuer eine vergleichsweise hüftlahme Verfolgungsjagd mit seinen Gegnern lieferte, stellt die erste Szene des zweiten “Kingsman”-Abenteuers mal eben lässig fast alles in den Schatten, was an rasanten Szenen in diesem Kinojahr bislang zu sehen war… Ein Jahr nach den Ereignissen von “Kingsman: The Secret Service” ist “Eggsy” Unwin (Taron Egerton) ein etablierter Agent des geheimsten aller geheimen Geheimdienste. Unter dem Codenamen seines ermordeten Mentors “Galahad” Harry Hart (Colin Firth) gehört er jener modernen Tafelrunde an, die sich verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit um den Schutz der Menschheit kümmert. Anders als unter vergleichbaren Superagenten üblich ist er zudem nach wie vor mit einem love interest, der schwedischen Prinzessin Tilde (Hanna Alström), zusammen.

Eines Tages attackiert ihn sein alter Widersacher Charlie Hesketh (Edward Holcroft), der Eggsys ersten Einsatz überlebt hat und zudem nun über einen mechanischen Arm verfügt. Zu den Klängen von Prince’ “Let’s Go Crazy” jagen sich die beiden durch London und prügeln sich in Galahads Spezialfahrzeug – und das ist dermaßen passgenau und packend choreografiert, dass man es gesehen haben sollte.

Der Rest der Geschichte erinnert an nichts so sehr wie an den ersten Teil: Wieder werden sämtliche Kingsman-Agenten – inklusive Eggsys bester Freundin “Lancelot” Roxy (Sophie Cookson), seines Hundes und eines alten Kumpels – ausgelöscht. Erneut überleben nur Galahad und Techniker “Merlin” (Mark Strong). Einmal mehr wird der Anführer der Bösewichte von einem renommierten Schauspieler mit Mut zur Selbstparodie gespielt – diesmal von Julianne Moore. Und zum zweiten Mal werden harmlose Bürger von einer globalen Bedrohung attackiert, die sich glücklicherweise durch einen einzigen Schritt ausschalten lässt.

Soviel zu Bond-Parodie, Sixties-Charme und großartigem, weil übertriebenen Knallbumm. Neu allerdings sind die “Vettern” der Kingsman-Spione aus Übersee: In Amerika sind nämlich die “Statesman”-Agenten zu Hause, angeführt von “Champ” Champagne (Jeff Bridges). Zu ihnen gehören die Technikerin Ginger Ale (Halle Berry), der Draufgänger Tequila (Channing Tatum) und der arrogante Whiskey (Pedro Pascal). Anders als ihre britischen Mitstreiter tarnen sie sich nicht hinter einer edlen Schneiderei, sondern einer erfolgreichen Whisky-Destillation – und statt Schirm, Charme und Melone kommen Lasso, Colt und Messer zum Einsatz.

Mark Millar ist einfach ein Guter. Vor allem im Team mit Matthew Vaughn schafft er es, flüssig erzählte Geschichten voller Action und bar jeder Langeweile rauszuhauen. Das gilt für seine Comic-Storys wie für seine Filmdrehbücher. Mit “Kick-Ass” hat er die Marschroute vorgegeben und gleichzeitig die Messlatte hoch gelegt. Und er erreicht sie seitdem locker und am laufenden Meter. Die “Kingsman”-Reihe (ein dritter Teil ist fest geplant) bietet alles, was die Handschrift des kreativen Kopfs ausmacht: Dieses Spionage-Abenteuer ist sich seiner Tradition bewusst, parodiert sie liebevoll und ballert ansonsten aus allen Rohren. Brutal und bunt, saulustig und spannend – wer ins Kino geht, um unterhalten zu werden, wird diese Fortsetzung ins Herz schließen und den Abschluss der Trilogie kaum erwarten können. Manchmal ist eben doch Gold, was glänzt.

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