Bruchpiloten, Folge 3: The Boys

Bruchpiloten, Folge 3: The Boys

Für die neue Reihe “Bruchpiloten” haben wir uns gegenseitig jeweils sieben Pilotfolgen von Serien zugeteilt, die der jeweils andere sehen und hinterher darüber bloggen soll. Voraussetzung: Es müssen Serien sein, die der andere noch nicht kennt. Heute bei mir in Folge 3: The Boys.

Die Idee ist vermutlich schon ziemlich nah an der Realität, gäbe es eine Realität mit Superhelden: Diese würden vermutlich wirklich größenwahnsinnig und könnten ihre Kräfte kaum verkraften (sic!) und würden koksen, bumsen, saufen und übellaunig und vor allem menschenverachtend durch die Gegend ziehen. Ein wunderbares Serienkonzept, das nicht nur von dieser Idee, sondern auch von wahnsinnig tollen Effekten und unterhaltsamen Charakteren lebt. So folgen wir also gleich mehreren dieser Charaktere in Folge eins. Ich habe mir leider nur zwei Namen merken können: Homelander (sehr passend), der scheinbar einzig unfehlbare Held, dem man eine gewisse Menschenverdrossenheit aber durchaus anmerkt. Er versteht sich auch nicht so richtig gut mit seinen Kollegen. Der andere Spross der Helden heißt Translucent. Er ist unsichtbar, aber natürlich nur, wenn er nackt ist. Treffend bemerkt jemand, dass Translucent natürlich nicht “unsichtbar” bedeutet, sondern quasi “durchscheinend”. Für solche Details bin ich übrigens auch mal Nerd geworden.

Eigentlich war ich schon nach 6:40 Minuten drin. Robin wird von Translucent* quasi in alle Moleküle zerrissen, auf der Flucht vor…. auf der Jagd nach…?! Wir erfahren es nicht. Unser Otto-Normal-Sterblicher, der vermutlich ab sofort gegen die Helden kämpfen wird, hält nur noch Robins Hände in seiner, mehr ist von ihr nicht übrig. Nach der Beisetzung seiner Freundin wird… ichhabeseinenNamenvergessenshit… von Vornamevergessen Butcher (den muss man sich merken!) besucht und der bietet ihm quasi Rache an. Karl Urban in der Rolle des Butcher finde ich großartig. Insgesamt gefällt mir der Cast wirklich gut.

Und ja, das ist alles schon ziemlich unterhaltsam und mitreißend und so spannend, dass ich weder gelangweilt noch genervt bin. Ich habe allerdings ein Problem auf anderer Ebene: Ist das jetzt eine Sitcom oder ein Drama? Immer, wenn ich kurz davor war, wirklich mit dem normalsterblichen Protagonisten mitzufühlen und zu -leiden, wurde die Situation kurz vorher durch eine pseudohumorige Sequenz, einen Spruch oder durch plötzlichen Themenwechsel aufgelöst. Ich hatte also schon kurz zu Beginn der ersten Folge für mich diese ewigdrehende Spirale, ob ich jetzt lachen oder weinen soll. Und das wird für mich bis zum Ende leider nicht klar oder schlüssig dargelegt. Das Drehbuch und die Regie werfen mich ständig zwischen hysterischem Lachen und dramatischem Mitgefühl hin und her. Und irgendwann war es mir dann tatsächlich zu anstrengend. Das war der Moment, in dem ich mir nicht mehr sicher war, ob ich die Folge noch zu Ende gucken will. Dazu hat auch die Situation von Starlight (?) beigetragen, die quasi von diesem Fischtypen zum Oralsex erpresst wurde? Habe ich das richtig verstanden? Das war auch gar nicht mal so richtig lustig, weil alles komplett überzeichnet und damit nah über der Grenze des schwarzen Humors ist. Vielleicht wäre es besser gewesen, man wäre komplett auf der humorigen Schiene geblieben. So fehlt mir irgendwie eine klare Genre-Zuordnung. Noch einmal: Ich fand den Piloten gar nicht schlecht und war nach wenigen Minuten auch gefesselt, aber dann rutscht es mir zu sehr ins wirklich sehr Klamaukige, Überzeichnete ab. Für mich funktioniert das emotional dauerhaft so nicht.

Doch natürlich habe ich auch noch die zweite Folge direkt hinterhergeschoben, in der Hoffnung, dieser Konflikt würde sich nach dem Paukenschlag-Piloten etwas auflösen. Leider ging es genauso weiter. Wenn mir jemand versprechen kann, dass es künftig entweder nur noch Klamauk oder nur noch Drama gibt, dann schaue ich aber gern weiter. Die Charaktere sind schon witzig. Und irgendwie würde ich auch gern wissen, wie es aus- oder zumindest weitergeht.


*Danke für die schlauen Füchse, die mir mitgeteilt haben, dass es nicht Translucent ist, der Robin umläuft, sondern A-Train. Es bleibt aber jetzt mal so im Text, denn es ging ja um das erste Guckerlebnis, und so bleibt es authentisch

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