Excelsior! (Oder: Wie “Civil War” hielt, was “BvS” versprach…)

Excelsior! (Oder: Wie “Civil War” hielt, was “BvS” versprach…)

CACW“Wenn man etwas kann, das andere nicht können, dann muss man dafür sorgen, dass denen geholfen wird, die das nicht können, weil man sonst mit daran schuld ist, wenn ihnen etwas passiert…” So – oder eher so ähnlich – umschreibt Peter Parker (Tom Holland) in “The First Avenger: Civil War”, was bislang ein wenig griffiger mit folgenden Worten zusammengefasst wurde: Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.

Das ist natürlich auch uns bewusst, und deswegen haben wir entspannt drei Wochen nach dem Deutschland-Start verstreichen lassen, ehe wir uns des aktuellen Films aus dem Hause Marvel annehmen. Denn inzwischen haben ihn weite Teile der Weltbevölkerung gesehen (derzeitiges Einspielzwischenergebnis: 188 Millionen Dollar), und das gibt uns die Möglichkeit, auf Spoiler zu pfeifen.

Die Story des dritten Captain-America-Streifens setzt kurze Zeit nach den Ereignissen in “Avengers: Age Of Ultron” ein, blickt jedoch zunächst ein Vierteljahrhundert zurück. Wir sehen Bucky, dem Winter Soldier (Sebastian Stan), dabei zu, wie er unter Gehirnwäsche die Insassen eines Autos umbringt. In der Gegenwart haben die neuformierten Avengers um Steve Rogers (Chris Evans) in Lagos alle Hände voll zu tun, den rachsüchtigen Terroristen Brock Rumlow (nun in der Crossbones-Rüstung: Frank Grillo) aufzuhalten. Dabei kommt es einmal mehr zu erheblichen Kollateralschäden und leider auch zu Verlusten unter der Zivilbevölkerung, als die Scarlet Witch Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen) Steve das Leben rettet.

Deswegen und nach den Schlachten in New York im ersten Avengers-Film und Sokovia im zweiten hat der ehemalige Schwiegerpapa des verschwundenen Bruce Banner (Mark Ruffalo) die Nase voll. General “Thunderbolt” Ross (William Hurt) ist mittlerweile Außenminister und stellt die zweite Rächer-Generation vor ein Ultimatum der Vereinten Nationen: Sie sollen künftig nur noch im UN-Auftrag unterwegs sein – oder gar nicht mehr. Einige Teammitglieder um Tony Stark (Robert Downey jr.) halten das nachdrückliche Angebot für sinnvoll und wollen zustimmen. Andere, allen voran der Captain, halten an ihrer Entscheidungsfreiheit fest. Nach einem Attentat auf den König des afrikanischen Staates Wakanda (John Kani), hinter dem offenbar der Winter Soldier steckt, kommt es zum Bruch zwischen den beiden Fraktionen.

Während sich Rogers und seine Unterstützer in den Untergrund absetzen, werden sie nicht nur von ihren einstigen Kameraden um Iron Man gejagt, sondern auch von Königssohn T’Challa (Chadwick Boseman), der in der Maske des Black Panther seinen Vater rächen will. Und so muss Captain America seinen besten Freund Bucky beschützen und zugleich verteidigen, woran er glaubt. Das Problem: Beide Parteien fühlen sich im Recht. Zwischen den Fronten steht dabei Natasha Romanoff, die Black Widow (Scarlett Johansson). Ehe sich herausstellt, dass der Konflikt durch eine Intrige des sinistren Helmut Zemo (überraschend passend besetzt: Daniel Brühl) ausgelöst wurde, kommt es zu einer großen Schlacht auf dem Leipziger Flughafen, für die sich beide Seiten schlagkräftige Unterstützung geholt haben. Neben dem Captain kämpft Ant-Man (Paul Rudd). Und der Mann in der Rüstung fliegt nach Queens/New York, um einen Nachwuchs-Superhelden zu rekrutieren, den blutjungen Peter Parker…

“The First Avenger: Civil War” ist in diesem Jahr nicht die erste Comic-Verfilmung, in der sich die Streiter für das Gute gegenseitig auf die Masken hauen. Aber im Gegensatz zu “Batman v Superman: Dawn Of Justice” (ernsthaft, Leute, müssen Filmtitel heutzutage derart lang sein?) hält er, was dieser nur verspricht. Wie gewohnt setzt Marvel nämlich nicht nur auf überragende Schauwerte, sondern auch auf eine stringente Story, glaubhafte Charaktere und nicht zuletzt kompetente Schauspieler – und an all dem mangelte es dem Konkurrenzprodukt überdeutlich. Das “Marvel Cinematic Universe” ist ein in der Kinogeschichte einmaliges Konstrukt, ein Projekt, das den abgenutzten Begriff Meisterwerk verdient wie kaum etwas. Der 13. Film leitet die dritte MCU-Phase ein, und er tut das mit einem lauten Krachen. Man spürt in jeder Minute, dass alle Beteiligten genau wissen, was sie tun. Die Geschichte ist schlüssig, das Verhalten der Figuren stets nachvollziehbar, die Action wie erwartet auf höchstem Niveau. (Und der erste Auftritt des “neuen” Spider-Man so kurzweilig wie vielversprechend.) Hier prügeln sich nicht zwei tumbe Unsympathen mit kräftiger Kinnpartie ohne rechten Sinn, hier ringen verzweifelte Freunde um die Vorherrschaft, weil beide nicht aus ihrer Haut (beziehungsweise Rüstung) können. Der Mann aus der Vergangenheit hat Ideale, und dazu gehören Loyalität und das Streben nach Freiheit. Der zynische Ex-Playboy hingegen versucht, das Richtige zu tun, und ist gewohnt, alles beiseite zu fegen, was ihm dabei ihm Weg steht. Und als der Prolog schließlich aufgelöst wird, wird die Sache endgültig persönlich: Die Opfer des Winter Soldiers waren niemand anderes als Starks Eltern.

Am Ende bleiben schwelende Trümmer, Verluste auf beiden Seiten und dramatische Veränderungen im Gefüge des MCU. Da hat Zemo in seinem Hochsicherheitsgefängnis gut grinsen: Sein Plan ist aufgegangen. Klar: Kenner wissen, dass die Saga hier nicht endet und sich unsere Helden sicher wieder zusammenraufen werden. Anders als in der Comic-Vorlage (von der übrigens streng genommen nur der Name übernommen wurde) lassen sich die Schäden wieder reparieren. Selbst Rhodey (Don Cheadle), der im Kampf auf dem Flughafen schwer verletzt wurde, steht am Ende wieder auf den (wenn auch mechanisch unterstützten) Beinen. Und doch bleibt es spannend: Marvel wird sich in den kommenden Jahren noch einiges einfallen lassen, da ist der lang erwartete Film mit Benedict Cumberbatch als Doctor Strange, der als nächstes ansteht, nur ein weiterer Schritt.

Und der Mitbewerber DC? Hat wie gehabt einige Probleme, nicht nur finanzieller Natur. Es genügt eben nicht, großes Drama zu behaupten – man muss es auch auf der Leinwand zeigen. Kleiner Tipp: Nicht Dauerregen und Trauermiene machen ein packendes Epos aus. Es sind die Leute vor und hinter der Kamera. Oder um es mit Stan Lee zu sagen (der natürlich seinen gewohnten Cameo-Auftritt hat): Excelsior!

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