“Picard” und Marvel überraschen ihre Fans

“Picard” und Marvel überraschen ihre Fans

Die San Diego Comic-Con ist jedes Jahr ein Fest für Nerds: Die glücklicheren sitzen vor Ort im Publikum, die meisten jedoch verfolgen das Geschehen von zu Hause aus übers Netz. In der vergangenen Nacht (mitteleuropäischer Zeit) zündeten gleich mehrere Franchises die eine oder andere Bombe. Unsere Zusammenfassung:

Star Trek: Die Ankündigung der neuen Animationsserie “Star Trek: Lower Decks” verblasste angesichts dessen, was die Produzenten von “Star Trek: Picard” auf die wartende Fangemeinschaft losließen. Der erste längere Trailer zu lange angekündigten neuen Serie um den gealterten Captain der “Next Generation” zeigt nicht nur erste Eindrücke der Geschichte und überraschend viel Action, sondern gibt einen ersten Blick auf die neue Crew. Und punktet vor allem mit gleich drei Überraschungen: Data (Brent Spiner) ist zu sehen, zunächst in zerlegtem Zustand. Ein Cube der Borg ist (ebenfalls in leicht zerlegtem Zustand) zu sehen. Und am Ende taucht eine nicht nur unter “Voyager”-Fans beliebte Figur auf: Seven of Nine (Jeri Ryan).

Ob der ehemalige Borg und der Androide zur festen Besetzung von “Picard” gehören, ob das Kollektiv der stärksten Gegner der Föderation die Antagonisten stellt und welchen Herausforderungen sich Jean-Luc Picard (Patrick Stewart) stellen muss – die Antworten auf diese Fragen sind bislang bloße Spekulationen. Um die noch ein wenig anzuheizen: Dem Vernehmen nach sind auch Deanna Troi (Marina Sirtis) und William Riker (Jonathan Frakes) an Bord. Zwei Dinge scheinen jedoch (fast) sicher: Die Handlung der Romane wird nicht umgesetzt. Und “Picard” schickt sich an, dem “Discovery”-Desaster den Rang abzulaufen. Hier ist der Trailer:

Marvel: Der Comic-Gigant lieferte, was er versprochen hatte – nämlich die Titel jener Filme, die Phase 4 des Marvel Cinematic Universe bestreiten werden. Dabei blieben echte Überraschungen zunächst außen vor: Los geht’s am 1. Mai 2020 mit dem Solo-Abenteuer von “Black Widow”. Zwar hat Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) in “Avengers: Endgame” das Zeitliche gesegnet, aber ihr erster Kino-Alleingang wird ein Prequel sein und teils in der mysteriösen Vergangenheit der Agentin spielen, teils nach “Captain America: Civil War”. Als Gegenspieler wurde der Taskmaster bestätigt, ein Superbösewicht, der den Kampfstil seiner Gegner kopiert.

Weiter geht es im Herbst kommenden Jahres auf dem neuen Streaming-Kanal Disney+ mit der Serie “WandaVision”, deren Inhalt nur vermutet werden kann. Eine Möglichkeit: Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen) verarbeitet den Tod ihres Liebsten Vision (Paul Bettany), indem sie sich die Vision (!) eines perfekten Familienidylls erschafft. Dazu passt Olsens Äußerung, die Reihe habe eine 50er-Jahre-Atmosphäre und sei Richtung Comedy orientiert. Im Frühjahr wissen wir mehr.

Es folgt auf dem gleichen Kanal der Mehrteiler “The Falcon and the Winter Soldier”. Vermutlich werden die Titelhelden alle Hände voll zu tun haben, dass Erbe ihres in Ehren ergrauten Freundes Steve Rogers (Chris Evans) anzutreten. Dass Falcon (Anthony Mackie) der neue Captain America wird, wurde in San Diego noch einmal bestätigt.

Am 6. November kommenden Jahres betreten die “Eternals” die MCU-Bühne: Um dem bislang einzigen Flop auf ihrer Agenda – den glücklosen “Inhumans” – etwas entgegenzusetzen, widmen sich Kevin Feige und Co. auf der Kinoleinwand einer ähnlich gearteten Gruppe von Charakteren: Die Eternals sind eine unsterbliche Rasse von Überwesen, die ähnlich der Einwohner von Asgard für manche Sage auf der Erde verantwortlich sind. Der Cast, unter anderem mit Angelina Jolie und Selma Hayek, ließ auf jeden Fall aufhorchen.

Am 21. Februar 2021 wird es dann richtig interessant: “Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings” ist nicht nur die erste Verfilmung von Marvels Martial-Arts-Storys aus den 70ern, sondern löst zudem eine Storyline auf, mit der die Fans nie so recht zufrieden waren. Die Zehn Ringe sind die Geheimorganisation (und die Waffe) von Iron-Man-Gegner Mandarin, der in Tony Starks drittem Abenteuer recht trist als angeheuerter Schauspieler (Ben Kingsley) interpretiert wurde. Ein Kurzfilm auf YouTube relativierte das fast unmittelbar, dass wir nun den echten Mandarin zu sehen bekommen, war so dennoch nicht zu erwarten. Schade allerdings, dass Shang-Chi (Simu Liu) dafür vielleicht nicht als Sohn von Fu Manchu angelegt wird. Zwei ähnlich agierende Schurken wären vermutlich zuviel des Bösen. Noch trauriger, dass Tony (Robert Downey jr.) das alles nicht mehr erleben darf.

Am 7. Mai des gleichen Jahres kehrt unser aller Lieblingsmagier auf die Leinwand zurück: Doctor Strange in the Multiverse of Madness” lautet der blumige Titel der zweiten Solo-Geschichte um den zaubernden Doktor (Benedict Cumberbatch). Das Interessante: Scarlet Witch wird ebenfalls dabei sein. Ob sich Wanda zu sehr in ihrer Fantasiewelt verstrickt hat, sodass Strange ihr da raushelfen muss?

Ebenfalls magisch ist der Titel(anti)held der Disney+-Serie “Loki” unterwegs. Wir erinnern uns: Der durchtriebene Gott der Lüge (Tom Hiddleston) hat das Zeitreise-Wirrwarr in “Endgame” genutzt, um sich davonzumachen. Wir bekommen es im Frühling 2021 also nicht mit dem geläuterten Loki der jüngsten MCU-Geschichte zu tun, sondern mit dem Kerl, der halb New York zerstört hat.

Im Herbst dann zielt “Hawkeye” (Jeremy Renner) auf das Herz der Disney+-Kunden – das wurde in San Diego durchaus bejubelt, etwas mehr jedoch, als eröffnet wurde, dass Kate Bishop – der neue Hawkeye der Comics – in der Serie vorgestellt wird.

Am 5. November 2021 kommt “Thor: Love and Thunder” in die Kinos. Der Titel des vierten Alleingangs des Donnergottes (Chris Hemsworth) klingt so gewollt käsig wie sein Schriftzug aussieht. Beides weckt Erinnerungen das Auftreten der gleichnamigen Metalband oder an italienische Barbarenfilme der 80er. Erstaunlich: Natalie Portman wird wieder mitspielen. Noch erstaunlicher: Offenbar wird ihr Charakter Jane Foster analog zu den Comics zur weiblichen Ausgabe von Thor.

Den eigentlichen Knaller haben die Marvel-Produzenten sich bis zum Schluss aufgehoben: “Blade” wird als Reboot ein Teil des MCU! Und Mahershala Ali wird den grimmigen Vampirjäger verkörpern. Diese Ankündigung wirft Fragen auf: Ali hat in “Luke Cage” bereits den Gangsterboss Cottonmouth gegeben – wie ist es also um die viel beschworene Verbindung der abgesetzten Netflix-Serien zum Marvel-Universum bestellt? (Zumal bereits Alfre Woodard alias Black Mariah in einer weiteren Rolle zu sehen war: zwei Jahre zuvor als trauernde Mutter Miriam in “Civil War”.) Und werden diese etwa auch irgendwann neu aufgesetzt? Das wäre ärgerlich – eine Rückkehr der Defenders via Disney+ würde wartende Fans eher zufriedenstellen. Sei’s drum: Blade kehrt zurück. Das ist auf jeden Fall toll.

War’s das schon in Sachen MCU? Natürlich nicht. In der Warteschlange sind die Fortsetzungen von “Black Panther” und “Captain Marvel”. Es wird eine “What if..?”-Trickserie geben. Und Feige hat versprochen, dass die Produktion von “Fantastic Four” startet und künftig Mutanten (also X-Men) im Marvel-Universum eine Rolle spielen. Solange die Kasse klingelt, fliegen die Fäuste – auf der Leinwand, aber auch auf dem hauseigenen Sender.

Was noch? Zack Snyders “Watchmen”-Verfilmung wird auf Netflix als Serie fortgesetzt.

DC bringt neue Staffeln von “Titans” und “Doom Patrol”, aber auch von “Black Lightning”, “Arrow” (letzte Season), “Flash”, “Supergirl” und “Legends of Tomorrow”. Außerdem starten “Batwoman”, “Swamp Thing” und “Pennyworth”.

“The Walking Dead” geht weiter (anders als der Comic) und bekommt zudem eine Fortführung der Geschichte um Rick Grimes (Andrew Lincoln) als Kinofilm.

Am 30. August gibt’s die Vorgeschichte zu “Der Dunkle Kristall” auf Netflix.

Und draußen scheint die Sonne.

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