Sexismus und Zeitreisen: Frau Doktor wird es richten

Sexismus und Zeitreisen: Frau Doktor wird es richten

Es geht doch nichts über (britische) Traditionen. Wann immer die BBC One ankündigt, der Doktor in der fast gleichnamigen Kultserie “Doctor Who” werde demnächst den Weg alles Überirdischen gehen, murmelt man aufgeregt in die Teetasse. Und wenn dann der neue Darsteller verkündet wird, traut sich der eine oder die andere unter den Anhängern des außerirdischen Zeitreisenden sogar, mal rechtschaffen laut zu werden: Zu jung! Zu alt! Zu albern! Zu grimmig!

Diesmal jedoch sind einige vermeintliche Fans ganz besonders not amused – denn die 13. Reinkarnation des Timelords ist eine Lady. Jodie Whittaker wurde als Nachfolgerin des gewohnt umstrittenen Peter Capaldi verkündet. Sexistisches Genörgel in den einschlägigen Netzwerken ist die Folge: Eine Frau könne unmöglich den Doktor spielen, dieser sei nunmal ein Kerl, heißt es unter jenen, die nichts verstanden haben. Aber: Natürlich geht das, es wurde sogar Zeit (um beim Thema zu bleiben).

Zu den großen Stärken von “Doctor Who” gehört nämlich seit jeher die überbordende Kreativität der Köpfe dahinter. Angesichts eines vergleichsweise überschaubaren (Fernseh-)Budgets punktet der Dauerbrenner unter den Science-Fiction-Serien nämlich nicht mit einem perfekten Gewitter an Spezialeffekten, sondern mit charmanten, cleveren, vor allem aber auch gern schrägen Ideen. Alles ist möglich! (Man stelle sich an dieser Stelle vor, wie der Verfasser dieser Zeilen mit irrem Blick einen überlangen Schal wedeln lässt und sich theatralisch wegdreht.)

Whittaker kriegt das hin, daran hat niemand Zweifel, der “Attack The Block” gesehen hat – jenes unterschätzte Kleinod der britischen Genre-Geschichte, in dem auch John Boyega zeigte, was er kann. (Und das ihm dadurch letztlich die Rolle als Finn in den neuen “Star Wars”-Episoden einbrachte.) Die Frau hat Talent und Charisma – so gesehen bleibt also alles beim Alten in der Tardis. Es wird spannend, zu sehen, wie sie ihren Doktor anlegt. Vermutlich weniger streng als Capaldi, aber sicher auch nicht so flott wie David Tennant oder Matt Smith. Vermutlich – nicht erschrecken, ihr konservativen “Fans” – drückt sie der Figur einen eigenen Stempel auf. Und das ist nicht nur gut so, dass muss sogar so sein.

Sorgen machen sollten wir uns lieber über die Funktion des Showrunner: Steven “Drehbuchgott” Moffat schmeißt nämlich zeitgleich zum Abgang von Peter Cabaldi die Brocken hin. (Übrigens nicht: deswegen.) Mal schauen, was Chris Chibnall kann. Positiv ausgedrückt bleibt die Hoffnung auf frisches Blut vor und hinter der Kamera. Und das kann der Greis unter den Weltraum-Abenteuern auf jeden Fall gebrauchen.

Der Doktor ist tot. Lange lebe der Doktor!

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