Auf die Größe kommt’s nicht an: “Ant-Man And The Wasp”

Auf die Größe kommt’s nicht an: “Ant-Man And The Wasp”

Haben wir ihn übersehen, weil er so winzig ist? Nein, Scott Lang alias Ant-Man (Paul Rudd) hat in “Avengers: Infinity War” tatsächlich als eines von zwei Teammitgliedern nicht mitgespielt. Sein zweiter Solo-Film füllt nun die Handlungslücke: Nachdem er in “Civil War” an der Seite von Steve Rogers (Chris Evans) über sich hinausgewachsen ist, wird Lang dieser Einsatz als Verbrechen ausgelegt. Ausgerechnet der geläuterte Meisterdieb ist erneut mit dem Gesetz in Konflikt geraten und zu Hausarrest verdonnert worden.

Als er wieder Kontakt zu seinem Mentor Henry Pym (Michael Douglas) und dessen Tochter Hope van Dyne (Evangeline Lilly) aufnimmt, ist es für Scott mit der relativen Ruhe im Gewahrsam bald vorbei. Dabei will er ebenso wenig ein Held sein wie ein Ganove – zumal neue Abenteuer nicht recht konform gehen mit seiner Fürsorge für Töchterchen Cassie (Abby Ryder Fortson). Da es jedoch um Hopes verschollene Mutter Janet (Michelle Pfeiffer) geht und Pyms früherer Partner “Goliath” Foster (Laurence Fishburne) ins Spiel kommt, wird Lang einmal mehr zum insektengroßen Superhelden – immer auf der Flucht vor den Behörden, denen gegenüber er den reumütigen Verurteilten gibt. Cassie erteilt ihm ihren Segen: “Vielleicht brauchst du einfach einen Partner.” Und so ist Scott nicht der einzige Verbrecherjäger im Miniaturformat…

Es ist und bleibt die große Stärke des Marvel Cinematic Universe, einerseits massenkompatible Geschichten von hohem Unterhaltungswert und vor relativ realistischem Hintergrund zu erzählen, andererseits aber souverän die echten Fans zufriedenzustellen. Diesmal werden Comic-Leser unter anderem die Bezüge zum Verhältnis von Janet und Hank erkennen sowie sich über eine vielsagende Andeutung freuen. Und eine beliebte Nebenfigur aus dem ersten “Ant-Man” bekommt mehr Zeit auf der Leinwand.

Zum Film selbst: Jeder MCU-Streifen (und auch jede Serie) zerrt ein eigenes Genre ins große, komplexe Universum. Diesmal ist es tatsächlich familientaugliches Abenteuerkino: Das Treffen des Ameisenmanns und der Wespe ist zu keiner Minute langweilig, aber eben auch zu keiner Minute tatsächlich dramatisch. Die Actionszenen sind gewohnt großartig gemacht, aber eben auch eher lustig als spannend. Oder anders: Man sollte sich klar machen, dass die Abenteuer von Scott Lang deutlich mehr mit “Die Reise ins Ich” zu tun haben als mit dem “Punisher”. “Ant-Man And The Wasp” ist kleiner, leichter, lockerer als “Infinity War”.

Nun kommt es ja nicht auf die Größe an, deswegen ist das völlig in Ordnung. Es ist auch wie erwartet sehenswert. Es wendet sich jedoch möglicherweise an die jüngeren unter den Marvel-Fans – wie bereits “Spider-Man: Homecoming”. Schon erstaunlich, was man aus dem Spiel mit Größenverhältnissen alles rausholen kann. Und schön, dass sich Paul Rudd auf seine Comedy-Wurzeln besinnen darf.

Doch jetzt kommt’s: Es gibt in diesem farbenfrohen Gewusel eine Ausnahme. Eine Szene ist es, die das Ganze dann doch dramatischer macht. Und gleichzeitig die große Hintergrundgeschichte weitererzählt. Aber davon soll an dieser Stelle natürlich nichts zu lesen sein. Es bleibt spannend. Auch nach dem Kinobesuch.

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