Insert name here: Stand by me

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Logo_testKlar: Mit Filmen und Serien kennen wir uns aus. Und doch haben Kartoffeln manchmal Löcher, Sitzkartoffeln also auch: Wissenslücken. Wer kennt schon jeden Klassiker? Wir jedenfalls nicht. Wollen wir aber. Also rufen wir uns gegenseitig die Titel von Meisterwerken der Filmgeschichte zu, die das Gegenüber noch nie gesehen hat. Und nun gucken muss – und darüber schreiben (natürlich ohne Google).

Markus rief: Stand by me.

Kirstens erster Gedanke: Oh, den hat er mir schon länger ausgeliehen. Die DVD verstaubt gerade im Regal.

Ich habe den kleinen Vorteil, dass ich tatsächlich eine physische Kopie im Regal stehen habe und mir somit schon mal in Ruhe das Cover ansehen, den Klappentext lesen, die Spielzeit überprüfen und die Darsteller erkennen kann.

Das tue ich dann auch, bevor ich den Film schaue. Ich erkenne sofort Wil Wheaton, den ich bis dato tatsächlich nur als Wesley Crusher aus Star Trek: The Next Generation kenne. Ich habe ihn bislang weder vorher noch nach der TNG-Ära in irgendeiner Serie oder einem Film gesehen. The Big Bang Theory zählt hier nicht.

Ich schaue mir zwar auch die anderen Jungs an, aber erkenne auf den ersten Blick erst einmal keinen, bis ich die Namen Jerry O’Connell und River Phoenix lese. Doch bis zum Starten des Films habe ich meine Frage, wer denn nun wer ist, auch schon wieder vergessen und lasse mich erst einmal in die USA der 1950er-Jahre ziehen.

Alles beginnt sehr betulich. Eine Jungs-Clique, darunter ein ganz verwegener Kerl mit Fluppe im Mund, ein Volltrottel, ein Heimscheißer und ein durchgeknallter Typ, der mit DER Frisur und DER Brille heute als Hipster durchginge. Dazu ein Baumhaus und ein heißer Sommer. Das sind wohl die klassischen Zutaten für einen Jungs-Film. Noch bin ich aber nicht genervt, sondern warte gespannt, was passiert.

Nachdem Nervbratze Verne (oder Vern?, ich darf ja nix googeln) viermal ansetzt und sein Geheimnis nicht loswird, rolle ich zum ersten Mal mit den Augen und befürchte, dass dieser Film eher über den Weg zum Ziel führt. Ich werde nicht enttäuscht. Oder eben doch.

Etwa 75 Minuten (gefühlt, ich habe das nicht wirklich gestoppt) stolpern, streiten, prügeln, lachen, frieren und hungern sich die Jungs in ein 20 Meilen entferntes Nest, um dort eine Leiche zu sehen. An sich ein wirklich spannender Plot, der aber ja gar nicht im Mittelpunkt steht. Denn irgendwie geht es doch um die Jungs, den Zusammenhalt und diesen einen, ganz speziellen Sommer.

Ich verstehe das sehr wohl, aber es langweilt mich Ich bin nun mal ein Mädchen und ich verstehe nicht, dass man sich wegen jeder Kleinigkeit prügeln muss. Erst recht nicht mit 12. Oder eben doch?

Die spannendste Szene: Als Verne schluchzend und kraftlos versucht, die Gleise entlangzurennen und Gordy ihn mit einer großen Heldentat vor dem sicheren Tod rettet. Da habe ich kurz schwitzige Hände und bin ein bisschen aufgeregt. Das wiederholt sich später, als die vier Abenteurer neben der Leiche stehen und auf einmal Kiefer Sutherland mit seinen Banditen auftaucht.

Ja ja, das steht alles nicht im Mittelpunkt, es geht um dieses “wir waren 12 und Freunde”-Ding. Aber irgendwas fehlt. Vielleicht noch eine Heldentat? Vielleicht weniger Klischees (siehe oben)? Vielleicht ein Mädchen?

Es ist übrigens dringend davon abzuraten, Filme synchronisiert zu schauen, in denen Jungs weinen. Es ist ganz, ganz fürchterlich, unerträglich und sowas von daneben und überhaupt nicht emotional. Im Nachhinein war es eine schlechte Entscheidung, aber ich wollte mich hier tatsächlich auf den Film konzentrieren können und mich nicht alle drei Sekunden fragen, was sie da gerade gesagt haben. Auch Untertitel hätten zu sehr abgelenkt.

Fazit: Ja, Jungs, ich kann verstehen, dass ihr diesen Film mögt. Mir leuchtet das schon irgendwie ein. Ist ja auch nett gemacht. Aber leider nix für mich.

Übrigens: Im Abspann lese ich wieder Jerry O’Connell und frage mich, wie das Verne gewesen sein kann. Ich google dann später doch noch, aber nur “Jerry O’ Connell” und bin derart geplättet, dass alle Eindrücke aus dem Film hinter diesem Erstaunen verschwinden. Zumindest kurz. Und kurz vorm Einschlafen denke ich dann noch, dass es wirklich schade um River Phoenix ist. Der hätte eine große Karriere vor sich gehabt.

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