Polizeiruf 110 Rostock: Auf den Spuren der Drehorte

Polizeiruf 110 Rostock: Auf den Spuren der Drehorte

Vier Tage Aufenthalt in Rostock – was bietet sich da Besseres an als eine Tour der Drehorte des “Polizeiruf 110: Rostock”? Ich habe tatsächlich nicht alle geschafft, da mir noch andere Dinge dazwischenkamen, die doch deutlich wichtiger waren, aber als ortsfremder Mensch ist so eine Drehort-Tour auch unvollständig wie eine normale Sightseeing-Tour der Stadt. Ja, viele Film-Motive wurden und werden gar nicht in Rostock, sondern in Hamburg aufgenommen. Auch das Revier – inzwischen das vierte – steht nicht in Rostock, sondern in Hamburg. Da ich auf dem Rückweg aber ohnehin noch ein bisschen Zeit hatte und sowieso an Hamburg vorbeikam, habe ich diesen Zwischenstopp gleich noch mitgenommen. Wär’ ich mal an den Strand, dann wüsste ich jetzt.. naja..!

Vorab noch ein kleiner Exkurs mit Gedanken, die mich auf der Heimfahrt beschäftigt haben. Mir fiel nämlich wieder ein, wie mein Professor an der Uni im Video-Seminar stets einen Satz wiederholte: “Sie müssen in Bildern denken, wenn Sie ein Video machen wollen.” Ich konnte das ehrlich gesagt nie richtig gut und war froh, dass sich mein Journalistik-Studium überwiegend mit dem Schreiben beschäftigte. Ich vermied übrigens auch immer die Radio-Seminare, weil ich einerseits wusste, dass ich mit meinem Piepsstimmchen nie Moderatorin im Radio werden würde, und andererseits interessierte das Format mich damals kaum. Heute finde ich, dass Radio ein richtig spannendes derer ist, weil es, wie ein gutes Buch, Bilder im Kopf entstehen lässt, die man eben nicht denken muss. Sie generieren sich ohne viel Arbeit von selbst. Das gelang mir aber beispielsweise eben nie mit potenziellen Videothemen. Ich erinnere mich, wie ich mein vielwöchiges Pflichtpraktikum bei RTL absolvierte und schließlich meinen eigenen Beitrag im Vorabendprogramm bekommen sollte. Ich hatte mein Thema schnell gefunden: ein Konditormeister, der bei der Weltmeisterschaft um den Titel Pralinen zauberkreierte. Die zuständige Redakteurin fragte mich damals, welche Bilder ich zeigen wollte. Ich hatte Fragmente von schönen Pralinen und vom Konditormeister bei der Arbeit im Kopf – aber macht daraus mal einen zweieinhalbminütigen Beitrag. Nun, wir haben ihn gemacht. Schön war’s nicht. Seitdem konsumiere ich Film und Fernsehen nur, kann die Kunst anerkennen, die mich ergreift, aber ich könnte niemals selbst “in Bildern denken”, maximal aber als Laie feststellen, was mir an einer Einstellung oder einer Szene nicht oder eben sehr gefallen hat. Ansonsten denke ich eben in Worten. Texte wachsen in meinem Kopf, dann schreibe ich sie auf. Dahinter stecken selten Bilder, eben überwiegend Gefühle, meistens aber einfach nur Gedanken, die sich die Worte suchen, in die sie sich kleiden wollen.

Der Exkurs ist deshalb wichtig, weil es eben genau die Arbeit von Regisseuren, Drehbuchautoren und Location Scouts ist, in Bildern zu denken. Der Autor weiß beim Schreiben sicherlich, ob die Szene nun dramatisches oder komisches, graues oder buntes Drumherum verlangt. Der Regisseur weiß, wie er das inszenieren will, wie er die Schauspieler von ihrer besten Seite dadurch zeigt, dass er ihnen mit der richtigen Einstellung die beste Reaktion auf den Dialog entlockt. Und ganz sicher hat der Location Scout beim Lesen des Drehbuchs Bilder des möglichen Drehorts im Kopf oder weiß zumindest, wie die Szenerie aussehen muss, damit alles, was in der Szene selbst gezeigt werden soll, auch inhaltlich aufgeht. Ich finde das extrem bewundernswert, weil ich genau das nicht kann. Ich hatte allerhand dieser Gedanken in meinem Kopf, während ich die Drehorte abfuhr oder ablief, sie gehören also genauso zum Text wie die Orte selbst.

Nun aber zum Eigentlichen: Was gibt’s in Rostock eigentlich zu gucken?

Motive aus “Fischerkrieg”: Nur schnell zum Einstieg. Diese Motive habe ich ausgelassen, weil mir ein wenig die Zeit davonlief. Aber man findet sowohl die Fischhalle/Imbissstand als auch das Industriegelände Hafen bzw. den Tatort in Rostock. Und wer den Film vorher noch mal schaut, wird im Stadthafen dann sicher auch schnell fündig.

So blieben für mich dann noch Motive aus “Angst heiligt die Mittel”, “Dunkler Zwilling”, “Söhne Rostocks” und “Der Tag wird kommen”.
Ich empfehle unbedingt, ein Auto mitzuführen, wenn man nicht so viel Lust darauf hat, sich einen Wolf oder wahlweise schönen Muskelkater oder im schlechtesten Fall beides zu laufen. Da ich die Stadt erkunden wollte, bin ich zu Fuß los und hatte am Abend knappe 18 Kilometer auf der Uhr: Vielleicht macht ihr das nicht.

Ich startete im Zentrum und begann mit dem Tatort aus dem letzten Film “Der Tag wird kommen”. Wir erinnern uns: direkt am Warnow-Ufer, die Gegend wirkte irgendwas zwischen verlassen und gruselig. Im Film sieht das ungefähr so aus:

Screenshot aus dem Film “Der Tag wird kommen”; gedreht im August 2019

Am besten gebt ihr in Google Maps mal die Dr. Distel GmbH ein, dann seid ihr so gut wie da. Da ich sichergehen wollte, dass ich an der richtigen Stelle bin und auch mein Foto aus der richtigen Perspektive mache, habe ich mir die betreffenden Filme mit der jeweiligen Stelle entweder vor Ort am Handy rausgesucht (ey, ja, ich habe fast alle auf dem Handy) oder mir netterweise den Screenshot kurzerhand schicken lassen. In diesem Fall hier lief ich also mit dem Handy durch die Gegend und spielte die Szene immer wieder ab, bis ich wusste, dass es einigermaßen passt. Call me a groupie already! Interessanterweise sieht es an diesem Tatort jetzt schon nicht mehr so aus wie damals. Alles komplett zugewachsen und zugewuchert, der Bauzaun war natürlich weg. Und eigentlich gibt es hier wirklich nichts zu sehen, allerdings hat man einen traumhaften Blick aufs Wasser. Ansonsten kann man sich noch maximal in die Katrin-König-Ausnahmesituation versetzen, als sie Bukow relativ gegen Ende des Films erklärt, wie sich der “Mord”, der keiner war, zugetragen hat. Ein bisschen wirr auf und ab laufen, mit den Händen wedeln, ein Foto machen und weiter geht es. Auf den ersten Metern hinfort fragte ich mich dann: Wie zur Hölle findet man diesen Ort? Möglichst abgelegen, klar, aber hier kommt man nun wirklich nicht mal vorbei, wenn man sich VORNIMMT, so eine Stelle zu finden. Die Stelle findet höchstens einen.

Der Tatort im September 2020 aus “Der Tag wird kommen”.

Hierher kann man sehr gut zu Fuß gehen, weil der größte Teil der Strecke direkt am Ufer entlangführt. Habt besser keine Umhängetasche mit Messer drin dabei. Die nächste Kommissarin, die das miterlebt, würde euch das Messer abnehmen.  Jedenfalls ist der Weg am Ufer entlang traumherrlich, bei gutem Wetter. Aber es ist ein Stück. Und aus dem Zentrum brauchte ich, und ich bin guten Fußes, etwa 30 Minuten. Ich habe mich allerdings gefragt, wo König joggt. Die Strecke endet definitiv nicht am Tatort. Und der Ort, an dem sie niedergeschlagen wurde, ist nicht in der Gegend. Im September 2020 sieht es an der Stelle nun also so aus. Wie gesagt: relativ unspektakulär. Wenigstens hatte ich wirklich geiles Wetter und zu diesem Zeitpunkt noch genug Akku auf den Airpods, keine lahmen Füße, keinen Hunger, reichlich Wasser in der Tasche und viel Energie, die Tour zum nächsten Punkt per Fuß und Fähre fortzusetzen.

Ja, Google Maps hatte mir eigentlich gesagt, dass ich das andere Warnow-Ufer mit der Fähre anfahren sollte. Als ich die Fährstation erreichte, hatte sich gerade eine ältere Frau auf den Weg zum Kapitän gemacht, der das Deck schrubbte (ja, echt, wie im Film) und gefragt, wann denn die Fähre ablege. “Vielleicht am Donnerstag”, rief er rüber. Heute ist Dienstag, dachte ich, und seufzte kurz. Schwimmen war nun keine Option, ein Auto hatte ich gerade nicht dabei. Und den ÖPNV wollte ich in dieser Woche ganz besonders meiden, um jegliche Corona-Gefahren im Hinblick auf eine eventuelle Zaungast-Teilnahme an den aktuellen Dreharbeiten zu “Sabine” abzuwehren. Leider schlug mir Google Maps keine Ausweichstrecke vor und beharrte darauf, dass ich die Fähre nahm.

Und nun zum nächsten Punkt auf der Liste: der Steg, an dem Sascha Bukow am Ende von “Dunkler Zwilling” die Angel ausgeworfen hat. Katrin König ja auch, nur bei ihr war es halt eine übertragene. Außerdem eine sehr kleine, aber ein Köder hing wenigstens dran. Im Film ist das eine traumhaft schöne Stelle, eine schöne Szene, wunderbar in Szene gesetzt, mit grandiosem Wetter und herrlichem “Gegenblick” auf die Rostocker “Küsten”-Skyline. Ich wusste nun also, dass diese Stelle auf der anderen Seite der Warnow am Ufer liegen musste und rechnete im Kopf aus, Google Maps ließ mich ja nicht, dass ich nun vom Tatort 1 zum Angel-Ort 1 etwa eine Stunde laufen würde. Gesegnet ist, wer einen jungen Hund zuhause hat und das locker schafft. Nicht so gesegnet ist, wer gerade einen kaputten Fuß dank Plantarfasziitis und schwerer Prellung plus Hämatom nach üblem Stoß an der Duschwanne hat. Auf dem Vorderfuß laufen ging nicht, der war blau. Auf der Ferse laufen ging auch nicht so recht, da stach es beim Auftreten ebenso. Meine Schritte wurden also immer unrunder, aber ich zog es durch. Ich würde wirklich empfehlen, diesen Drehort mit dem Auto zu suchen, obwohl – und das möchte ich hervorheben – der Fußweg dorthin traumhaft ist. Hier gibt es auch einige Sitzgelegenheiten, die zum Picknick einladen. Wer laufen kann, der möge laufen. Und so sah die Szene im Film aus (btw, no copyright infringement intended, aber ich nutze hier Screenshots aus den Filmen, Rechnung bitte an meinen Agenten..):

Hinten die Skyline, ein paar Boote, vorne der Steg. Wer jetzt glaubt, dieser Steg sei unglaublich leicht zu finden, der irrt. Nicht deshalb, weil es auf der “anderen Seite” so viele Stege gibt, die genau so aussehen, sondern weil man daran vorbeiläuft, wenn man nicht genau hinguckt. Es ist irre unscheinbar. Und da war ich das erste Mal komplett baff, wie man aus einem Ort, der für einen Passanten nicht massiv viel hergibt, im Film so etwas zaubern kann. Ich bin, obwohl ich wusste, wo ich suchen musste, weil ich ein bisschen Hilfe hatte, trotzdem zweimal daran vorbeigelaufen, völlig blind, weil ich es mir einfach anders vorgestellt hatte. Das wäre dann mein Rat: einfach mal nicht davon ausgehen, dass es aussieht wie im Film. Es ist nur ein Steg am Wasser. Und Stege am Wasser sind üblicherweise entweder privat und abgeschlossen oder einfach nur abgeschlossen. Versehen mit einem großen Tor. Der Grund, weshalb ich ihn nicht gesehen habe. Und selbst, als ich ihn endlich gefunden hatte, konnte ich nicht glauben, dass es der hier nun sein musste, aber drumherum war weit und breit nichts, das nur annähernd ähnlich aussah. Ich lief also verwirrt ein bisschen hin und her. Und wie es sich für einen richtigen Nerd gehört, holte ich wieder das Handy raus und bat um Screenshots der letzten Szene, da ich den Film nicht auf dem Telefon habe. Gut, wenn man nette Menschen kennt, die keine halbe Stunde brauchen, um dem Wunsch nachzukommen. Ich zog die Screenshots also auf, betrachtete die Balken des Stegs, die Umgebung. Und ja, es musste dieser sein, auch wenn es für mich immer noch keinen Sinn ergab. Nun also zur Wirklichkeit. Wenn mich meine sechs Sinne nicht täuschen, dann muss es dieser hier sein:

Das mit den roten Streben an der Seite passt irgendwie nicht so ganz, aber wie geschrieben: Da ist sonst nichts. Ich glaube, mein erster Gedanke war dann auch sowas wie: tja, Film und Wirklichkeit! Und dann haste nen location scout, der ganz genau weiß, was er hier noch rausholen kann. Wie kommt ihr also dorthin? Gebt ins Navi Wellenweg ein, parkt, lauft ein Stück. Und teilt mir mit, wenn ihr einen passenderen Steg gefunden habt. Ich war fast ein bisschen enttäuscht von der Wirklichkeit und behalte diesen Ort lieber wie im Film in Erinnerung. Bunt, sommerlich, angelnd.

(Nachtrag: Nachdem ich den Artikel auf Instagram gepostet hatte, erhielt ich dankenswerterweise einen wichtigen Hinweis, der da lautet: Nach der leichten Sturmflut zum Neujahrstag 2019 wurde der Steg, der bis dahin frei zugänglich war, zerstört. Danach wurde er wieder errichtet, aber unzugänglich gemacht. So ergibt es einen Sinn! Danke für den lieben Hinweis!!)

Wenn ihr das alles gelaufen seid, geht an diesem Tag nicht mehr viel. Ich war nach 18 Kilometern dann endlich wieder im Hotel und hatte keine Lust mehr, den Wagen noch zu bewegen. Ich war am Tag zuvor nach 7,5 Stunden endloser Fahrt über die A7 angereist und froh, dass ich nicht wieder hinters Steuer musste. Damit war Tag 1 dann beendet.

Am Mittwoch wollte ich dann mal gucken, was Doreen Timmermann in der Zwischenzeit so treibt. Ja wir sind in “Einer für alle, alle für Rostock”. Sieben Jahre sind zwar noch nicht vergangen, aber wer weiß, wer da inzwischen vor ihrer Türe stand. Also auf nach Schmarl in die Platte. Es klingt furchtbar herablassend, aber ich habe ein Herz für die Platte und für die Menschen, die dort leben. Ich habe mal eine kurze Zeit in Marzahn im 15. Stock verbracht und vielleicht ist es nur ein Gefühl der Ostalgie, aber in meiner Erinnerung wohnten hier überwiegend Menschen mit großen Herzen. Entsprechend war ich wirklich neugierig, wie die Plattenbauten in Rostock aussehen. Die Wohnung von Stefan Mommke, derzeit übrigens tot, liegt in der Roald-Amundsen-Straße. Das war mein erster Stopp. Witzigerweise parkte ich direkt vor der richtigen Hausnummer. Und wie Bilder so wirken: Ich hatte direkt die Verfolgungsjagd durch die Parkanlage wieder im Kopf. Bukows Kater mit Kotzerei (“Scheiß Kaugummi”) und Königs Panikattacke im Park. Und dann der Stopp vor der Wohnung. Das sah damals so aus:

Nun stand ich also vor dem Haus, nahm wieder das Handy zur Hand und öffnete den Film, den ich bei Amazon Video gekauft hatte. Leider erlaubt Amazon keine Screenshots (bzw. bleibt der Bildschirm schwarz). Weil ich ein kleines monkartiges, perfektionistisches, neurotisches Gen habe und unbedingt die gleiche Perspektive fotografieren wollte, musste ich die Szene mehrfach “zurückspulen”, bis ich wusste, wie ich fotografieren muss. Call me crazy. Jedenfalls sieht es dort, heute, vier Jahre später, so aus:

Nun, offenbar hat man die Hausnummer erneuert und ein bisschen die Sättigung aus der Wirklichkeit rausgelassen. Wer braucht schon knalliges Orange, wenn er ein ausgelebtes Ocker-Beige-Orange haben kann? Der Dreck an der vorderen Mauer ist entweder im Film weniger oder in der Wirklichkeit mehr geworden. Ein weiterer Drehort, der wirklich direkt um die Ecke liegt: der Eisgarten. Hierzu bitte einfach, sofern man noch mit Blick zum Haus steht, einmal nach rechts drehen, bis zum Ende der Straße gehen, links abbiegen und geradeaus laufen, bis der Eisgarten auf der rechten Straßenseite erscheint. Damals so:


Man sieht das im Film wirklich nur relativ kurz, aber das macht es ja nicht weniger wertvoll. Und wenn es schon in der Gegend ist…! Ich finde das nachhaltig sympathisch, dass man sich eben doch bemüht, so weit es geht eben, Drehorte in Rostock zu finden. Man sollte nicht allzu grimmig damit umgehen, wenn viel in Hamburg gedreht wird. Nachdem ich gesehen habe, wie viele Menschen, wie viel Technik, wie viel Gerät bewegt werden muss, um nur einige wenige Szenen zu drehen, und der Hauptstandort ist nun mal Hamburg, dann habe ich Verständnis dafür, wenn man hier Geld einspart. Der Rostock-Flair kommt ja trotzdem rüber. Ich bin deshalb nicht allzu streng und finde das vollkommen in Ordnung. Der Stoff muss passen. Ob der in Rostock, Hamburg oder auf dem Mars gedreht wird, ist mir dann erst mal nicht zu wichtig, auch wenn der Ort im Titel erwähnt wird. Jedenfalls sieht der Eisgarten im September 2020 so aus:

Ilka war wohl nur im Film die Chefin, aber wenigstens klebt die Eiswaffel noch neben dem Namen. Leider war geschlossen, sonst hätte ich mal nach einem Harry Hattrick Ausschau gehalten. Ich lief dann noch die Parkanlage ab, durch die Katrin König vermutlich rennt. Sicher bin ich mir nicht, dass ich die richtige erwischt habe, aber sie liegt definitiv zwischen Hausnummer 1 und 26. Könnte also gut passen.

Vergeblich sucht man hier aber nach Doreens Salon “Haarpune”. Und wenn man sich die Szene im Film noch mal anguckt – Spoiler: ratet, was ich in der Parkanlage ein paar Minuten lang getan habe, ich Freak – stellt man dann auch fest, dass die Häuserfront im Hintergrund optisch nicht der in der Amundsen-Straße entspricht. Ergo: Das muss in Hamburg sein. Ich bin grundsätzlich niemand, der Rolle und Schauspieler und Fiktion und Realität nicht auseinanderhalten kann und mir würde es im Leben nicht passieren, Schauspieler mit ihren Rollennamen anzusprechen, aber hier fand ich den zugegeben irrsinnigen Gedanken trotzdem sehr lustig, dass Bukow und König ganz schön Ausdauer haben, wenn sie von Hamburg nach Rostock rennen müssen. Ja, ich war vermutlich schon ein wenig auf Endorphinen. Eine Ibuprofen hatte ich auch schon drin. Was soll’s. Im Film sah es also so aus. Wird ja schon irgendwo sein. In Rostock-Schmarl ist es nicht.

Nach Schmarl war ich mit dem Auto gefahren. Würde ich auch jedem raten, der seine Schlafgelegenheit im Zentrum der Stadt hat. Denn es ist echt weit und vermutlich nur unter Schmerzen zu Fuß zu erreichen.

Auf dem Rückweg in die Innenstadt erinnerte mich an eine andere Szene aus “Dunkler Zwilling”, die ich imposant fand. Ich mag es ja, wenn Katrin verzweifelt irgendwo rumgrübelt, am besten nachts, allein. Und so. Und ich mag solche Aufnahmen:

Das könnte nun jede x-beliebige Kreuzung in Rostock sein. Und es ist unmöglich, diese Stelle ohne Hilfe zu finden. An dieser Stelle also erneut ein Dank an Anonym. So fuhr ich also kurzerhand noch an die Kreuzung Bertolt-Brecht-Straße (wie passend!) und Ehm-Welk-Straße (speaking name für Katrin in diesem Film?). Es ist wirklich unspektakulär und nix, was man gesehen haben muss. Aber ich mag halt nächtliches Straßenlicht und blinkende Ampeln und Kommissarinnen, die mit Warnblinker nachts um 1 auf irgendeiner Straße rumstehen. Tagsüber ist das dann einfach viel weniger gut. Aber da ich nun schon da war:

Danach gönnte ich mir eine mehrstündige Auszeit am Warnemünder Strand. Auch das ist empfehlenswert, auch hier gibt es übrigens einen Drehort aus “Fischerkrieg”, versucht es mal Am Bahnhof, Nummer 1D. Fotos gibt es hiervon leider keine. Als ich nachmittags wieder im Hotel war, setzte starker Regen ein, damit war die Tour erst einmal beendet, aber ich hatte ohnehin nur noch einen Drehort auf der Liste: den aus der Schlussszene aus “Angst heiligt die Mittel”. Wir erinnern uns: Bukow, der zuvor den Mund nicht aufgekriegt hat, findet, es ist jetzt, nach der Fast-Vergewaltigung Königs, doch der richtige Zeitpunkt, der Kollegin zu sagen, dass er es geiler fände, sie würde nicht nach Berlin gehen. Seinetwegen. König, ohnehin schon dem Zusammenbruch nahe, entlädt sich ein wenig am Kollegen, weil, was erlaube Bukow, ausgerechnet jetzt, wo das doch wirklich der einzige Grund gewesen wäre, aber sie nach dem Kukulies-Übergriff gedanklich doch schon in der Hauptstadt war. Gab doch jetzt wirklich nichts mehr, was sie hier halten würde, weil Bukow hat ja zuvor im Auto einfach nichts gesagt. So stürmt sie über einen großen Platz, genannt “Neuer Markt”, in Rostock. Einmal quer an allen Marktwagen vorbei, wieder links und ein Haken rechts. Für mich eine absolut starke Szene. Ich glaube, ab hier war ich dann endgültig einfach nur noch Fan und nicht mehr Rezensentin und Gern-Guckerin. Diesen Drehort lief ich dann am frühen Abend noch an, ist mitten im Zentrum. Im Film sieht es so aus. Und weil nicht nur die Kulisse imposant war, kommen ausnahmsweise mal mehr Screenshots aus dem Film:

Im September 2020 fand ich folgendes Bild vor:

Und was immer ich drehe, meinen Fotos fehlt es an Sättigung. Vielleicht braucht mein Leben mehr Sättigung. Trotzdem ein wirklich schöner Platz und einen Besuch wert. Bei dieser Gelegenheit bin ich dann noch etwas durch die Rostocker Altstadt gelaufen und habe mich gewundert, dass wir hiervon noch nicht so viel gesehen haben bisher. Traumhaft schön, aber vermutlich eine Katastrophe, wenn man da Film drehen will. Vielleicht kommt es ja auch noch..

Am Donnerstag dann wurde der nächste Film “Sabine” in Groß Klein gedreht, Schiffbauer- und Taklerring. Der Tatort befindet sich beispielsweise vor der Apotheke. Fotos gibt es ausnahmsweise mal keine.

Am Freitag ging es dann wieder Richtung Heimat.  Und der Weg führt mich zwangsläufig an Hamburg vorbei. Da wäre es doch verschenkt gewesen, nicht noch eben das Revier zu besuchen. Im Film sieht es so aus:

In der Realität haben wir folgendes Bild:

Es ist das vierte Revier. Die Adresse verrate ich nicht. Auf jeden Fall ist die Verkehrssituation so anstrengend, dass ich nach keiner Minute das Weite gesucht habe. Übrigens war mir bislang die räumliche Situation hier aus den Filmen nicht bewusst. Ich weiß ja wohl, dass Katrin im letzten Film die Räumlichkeiten durch irgendeinen Hinterausgang verlässt. Rostocker Revier ohne Rampe geht ja irgendwie nicht. Aber aus den bisherigen Szenen hat sich mir nicht erschlossen, dass es hier diese Einfahrt gibt, die zu eben jener Rampe führt, bzw. dass diese Rampe direkt rechts neben dem Haupteingang liegt. Den sahen wir ja bisher vor allem bei “Für Janina” mal deutlicher, als Pöschel Janinas Mutter hinterherläuft. Und als Wachs ins Revier tritt. Jetzt habe ich ein deutlicheres Bild vor Augen, habe mich jedoch bei meinen 80 Sekunden vor Ort gefragt, wie sie es jemals schaffen, dort in Ruhe irgendwas zu filmen. Ich, Laie, stelle es mir schwierig vor, hier den Verkehr zu sperren? So komplett? Krass. Dieses Revier kennen wir also mindestens seit “Einer für alle..”. Klar, das, was wir beispielsweise in “Wendemanöver” sehen, hatte vielleicht ein bisschen mehr Charme, aber ich kann hiermit gut leben, weil es sich in die Reihe der abgeranzten Revierkulissen perfekt einpasst.

Danach verweilte ich noch etwa 90 Minuten an einem der schönsten Orte in Hamburg, hielt mein Gesicht in die Sonne und beendete eine perfekte Reise an einem perfekten Ort. Hamburg hat Flair. Rostock übrigens auch.

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